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Ein Ally (engl. für Verbündete) ist eine Person, die für andere Personen und Gruppen als die eigenen steht oder sich für sie einsetzt.

Es gibt Menschen, die wie ich selbst von Diskriminierung bzw. Mehrfachdiskriminierung betroffen sind. Als queere Frau of Color erlebe ich LGBTQIA*-Feindlichkeit, Sexismus und Rassismus. Diese Last trage ich jeden Tag wie einen Rucksack, den ich nicht ablegen kann. Allies verstehen, dass es diese Last gibt und sind bereit diese mitzutragen.

Jeder Mensch kann ein Ally sein. Auch, wenn Du kein Mitglied einer marginalisierten Gruppe bist, besitzt Du die Fähigkeit, andere innerhalb dieser Gruppen unterstützen zu können.

Um benachteiligte Menschen zu unterstützen, müssen wir uns auf eine ganz eigene Reise begeben. Ein Weg, den ich Dir ans Herzen legen möchte, beginnt bei der Zuordnung Deiner eigenen Identität.

Meine Identität und Privilegien

Der Weg zum Ally ist für jeden Menschen anders und hängt von seiner Zugehörigkeit zu diversen Identitätsgruppen ab. Das bedeutet, dass wir uns zunächst bewusst machen müssen, zu welcher Gruppe wir uns zugehörig fühlen. Unsere Identität kann dabei komplex sein und verschiedene Aspekte wie Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, familiäre Rolle, berufliche Rollen und religiöse Zugehörigkeiten umfassen. Erstelle am besten eine Liste und schreibe alle Mitgliedschaften auf.

Zu jeder Gruppe stellst Du Dir nun folgende 4 Fragen:

  1. Welche Privilegien erfahre ich durch diese Gruppenzugehörigkeit?
  2. Bin ich wegen dieser Gruppenzugehörigkeit schon einmal benachteiligt worden?
    Dabei kann es durchaus sein, dass Du innerhalb einer Gruppe sowohl Privilegien als auch Nachteile erfährst.
  3. Welche dieser Zugehörigkeiten sind sichtbar und welche sind unsichtbar?
  4. Welche dieser Zugehörigkeiten sind für Dich am wichtigsten?

Wenn Du Dich selbstkritisch mit Deiner Identität auseinandergesetzt hast, stellst Du sicher fest, dass auch Du an der ein oder anderen Stelle benachteiligt wirst. Wäre es nicht schön, wenn Du in diesen Situationen Unterstützung von anderen bekommen würdest? Das Bewusstsein für Deine Privilegien öffnet gleichzeitig den Blick für die Benachteiligung von anderen. Du kannst zum Ally für diejenigen werden, die Deine Privilegien nicht haben.

Do’s & Dont‘s: Ein paar Denkanstöße, die Dich auf Deinem Weg zum Ally unterstützen können:

Do’s & Dont‘s: Ein paar Denkanstöße, die Dich auf Deinem Weg zum Ally unterstützen können:

6 Dinge, die Du unbedingt tun solltest:

  1. Sei offen und höre zu. Wenn Mitglieder von Randgruppen von ihren Diskriminierungserfahrungen erzählen, akzeptiere diese und lerne.
  2. Sei offen für Gespräche – sowohl mit Menschen innerhalb unterdrückter Gruppen, als auch mit Menschen, die mehr Privilegien haben.
  3. Sei Dir Deiner impliziten Vorurteile (implicit biases) bewusst und versuche diese zu vermeiden. Dies sind Vorurteile, die in unserem Unterbewusstsein verankert sind. Diese führen dazu, dass wir Gefühle und Einstellungen gegenüber anderen Menschen haben, die auf Merkmalen wie Hautfarbe, Ethnie, Alter oder Aussehen beruhen. (Einen kostenfreien Test, den sogenannten Harvard Implicit Association Test (IAT) um Deine kognitiven Biases zu testen findest Du hier.
  4. Überlege, welchen Weg Du gehen kannst, um unterdrückende Systeme zu verändern.
  5. Sei on- und offline laut und gib denjenigen eine Stimme, die nicht Deine Privilegien haben.
  6. Bilde Dich weiter, lerne aus der Historie und folge Menschen in bspw. den Sozialen Medien, die sich gegen die vorherrschenden ‚-ismen‘ einsetzten.

5 Dinge, die Du besser sein lassen solltest:

  1. Gehe nicht davon aus, dass sich jede Person einer marginalisierten Gruppe diskriminiert fühlt. Wie sagt man so schön in meiner Heimatstadt Köln „Jede Jeck es anders.“
  2. Erwarte keinen Award für Dein Allyship. Es geht nicht darum einen Preis zu gewinnen und in Applaus zu baden, sondern darum andere zu stärken.
  3. Verhalte Dich nicht so, als wüsstest Du alles besser. Lerne, Dein Ego loszulassen und versuche zu akzeptieren, dass es immer Dinge gibt, die Du noch lernen kannst.
  4. Erwarte nicht, dass Menschen zu einer bestimmten Identitätsgruppe gehören. Es könnte bspw. sein, dass Dein Kollege schwul ist und Unterstützung in seinem Coming-out-Prozess brauchen könnte. Wenn Du keine Vermutungen anstellst, gibst Du Menschen den Raum, den sie brauchen.
  5. Menschen mit Diskriminierungserfahrungen brauchen kein Mitleid, sondern Dich, als Ally!

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